Geopolitik, Zinsen & Markttrends
Marktkommentar 04/2025
von Frank-Rüdiger Griep
Worauf müssen wir uns einstellen?
Das erste Quartal ist vorbei. Die Aktienkurse haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Insbesondere enttäuschten die amerikanischen Indices. Während der Dow Jones und der S&P 500 leicht nachgaben, so musste die Nasdaq doch mit über 5% deutlich mehr einbüßen.
Die Tesla Aktie sackte über 35% gegenüber dem Jahresbeginn ab und riss den Durchschnitt der Nasdaq damit nach unten. Die Automarke verkauft sich augenblicklich schwer – der Absatz der Fahrzeuge halbierte sich in Europa im ersten Quartal zum Vorjahresquartal. Andere Technologieunternehmen folgten dieser Entwicklung.
An den asiatischen Börsen konnte auch kein Geld verdient werden, sieht man von Einzelwerten ab. Das Niveau konnte so gerade gehalten werden, wie man es am chinesischen Index ablesen konnte.
Europa lag mit der Entwicklung des Euro Stoxx 50 gut - fast 10% ging es mit den Kursen nach oben. Sehr gut lief es im Durchschnitt für die DAX Unternehmen. Immerhin verbuchte der DAX ein Plus von über 10%.
Eine Entwicklung, die die Börsianer so nicht erwartet haben, waren doch die Unternehmensergebnisse sehr unterschiedlich. Die Autokonzerne vermeldeten Umsatz- und Gewinneinbrüche, während die Versicherungs-, Energie- und Telekommunikationsunternehmen mit guten Zahlen glänzen konnten.
Eine neue Bundesregierung formt sich gerade und ein großes Sondervermögen für Verteidigung und Investitionen in die Infrastruktur und Klimaschutz ist noch vom alten Parlament verabschiedet worden. Eine Liquiditätszufuhr von ca. einer Billion Euro – das ist doch, was die Anleger erfreut und dieses hat dann auch die Kurse am deutschen Kapitalmarkt nach oben getrieben. Allerdings wird es auf die Verwendung der Mittel ankommen – hier wird man genau hinschauen, wie die Gelder investiert werden. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen erfolgt über gezielte Investitionen und nicht über Konsumtion.
Die Trump Administration kann mit den Ergebnissen in diesem Jahr nicht zufrieden sein. Sehr schwungvoll hat Donald Trump im Januar seine zweite Amtszeit begonnen. Der Krieg in der Ukraine sollte schnell beendet werden – der Deal mit der Rohstoffförderung (seltene Erden) in der Ukraine war das Ziel. Dieser ist aber noch nicht abgeschlossen, weil Russland nicht mitspielt. Die geopolitischen Ziele, wie die Eingliederung Kanadas und Grönlands haben weltweit Besorgnis und Aufregung ausgelöst.
Nun kommen auch noch Zölle auf Autos und andere Importe – eine Entwicklung, die der USA schaden werden, weil die EU darauf antworten wird. Auch der amerikanische Präsident wird schnell erfahren, dass Protektionismus keine Sieger hat. Vielmehr dürfen die Amerikaner mit Inflation und Wirtschaftsabschwung rechnen.
Bei der hohen Verschuldung der USA von über 120% des BIP`s würden niedrige Zinsen hilfreich sein – nur kommen die? Wohl kaum, wenn die Inflation steigt, dann werden die Kredite wieder teurer und belasten gleichzeitig die Wirtschaftsleistung. Die amerikanische Zentralbank wird die Zinsen nicht senken können und eine Zinserhöhung wünscht sich keiner in Amerika.
Indexentwicklungen in Zeiten geopolitischer Spannungen und konjunktureller Unsicherheit – darauf müssen wir uns einstellen. Ich rechne mit hohen Schwankungen an den Aktienmärkten, auch die Gewinne beim DAX und Euro Stoxx 50 könnten dann schnell wieder wegschmelzen.