Krieg, Konjunktur & Inflation
Marktkommentar 06/2022
von Frank-Rüdiger Griep
Seit über hundert Tagen tobt der Krieg in der Ukraine. Es ist ungewiss, wann er vorbei ist und es ist ebenso ungewiß, mit welchem Ergebnis das schreckliche Ereignis endet. Beide Seiten haben schon jetzt verloren - die Ukrainer habe große Landesteile verloren und unzählige Menschen wurden durch die barbarischen Raketen der Russen getötet. Auch mussten viele russische Soldaten ihr Leben lassen. Russland hat seine Glaubwürdigkeit in der westlichen Welt verloren. Die Sanktionen werden noch lange anhalten und ich denke, dass die Sanktionen gegen Russland vorerst nicht aufgehoben werden und die russische Wirtschaft weiterhin schädigen. Eine Wirtschaft, die noch nie stark gewesen ist. Das russische BIP kommt nur auf sieben Prozent, wenn man es mit der amerikanischen Wirtschaftsleistung vergleicht. Der Krieg wird enden, die Nachwirkungen werden lange bleiben.
Auch die westliche Welt leidet unter dem Krieg. Der Nahrungsmittelhandel mit der Ukraine ist schwieriger geworden. Getreide, seltene Erden und Öle können nicht mehr so einfach aus der Ukraine importiert werden. Die Konjunktur lahmt in der westlichen Welt. China liefert da auch keine Unterstützung. Die Null Covid Politik des Landes führt zum teilweisen Stillstand der Handelsaktivitäten. So ist es nicht verwunderlich, wenn China aktuell sogar 0,8% weniger wächst als die USA. Die Eurozone und Deutschland werden dieses Jahr nicht wachsen.
Ein unschönes Thema ist auch die Inflation. Nicht funktionierende Lieferketten, steigende Energiepreise und auch starke Preiserhöhungen bei Lebensmitteln, verursachten eine Verteuerung von 8% in Deutschland. In der EU und auch in den USA liegen die Inflationsraten sogar noch höher.
1973 lag die Inflation in Deutschland auch schon bei über 7%. Damals hatten wir eine Zentralbank ( Deutsche Bundesbank), die sofort mit Zinserhöhungen reagiert hat und das Übel der Geldentwertung erfolgreich bekämpfte. Das ist jetzt anders - die EZB hat bislang nichts für den Geldwert getan, statt dessen argumentiert die Notenbank mit Annahmen und Erwartungen, welche alle bislang nicht eingetreten sind, um keine Maßnahmen ergreifen zu müssen. Vielleicht kommt ja noch in kürze ein Zinsschritt oder eine Ankündigung. Die EZB hat die Geldmenge mit ihren Rettungsprogrammen kräftig ausgeweitet. So stieg diese zwischen 2008 und 2021 um den siebenfachen Wert. In 2008 wurde die Geldmenge mit 876 Milliarden Euro beziffert - heute sind es 5,99 Billionen Euro. Die Wirtschaftsleistung stieg in dem Zeitraum real nur um ca. 12%.
Alle drei Themen - Krieg, Konjunktur und Inflation werden uns noch lange begleiten. Da ist es dann schon verwunderlich, wenn die Indices diesen Entwicklungen mit nur kleinen Verlusten seit Jahresanfang trotzen. Die Gewinnaussichten der Unternehmen werden sicher schwächer werden und dennoch denke ich, könnte sich eine kleine und nachhaltige Liquiditätshausse entwickeln. Hohe Schwankungen an den Märkten müssen die Anleger aber hinnehmen.
Dieses Thema ist sehr umfangreich – ich biete den Interessenten gern ein Gespräch an, um die Materie noch weiter im Dialog zu vertiefen.