Schon fast Halbzeit!

Marktkommentar 06/2024

von Frank-Rüdiger Griep

Die zweite Halbzeit beginnt in Kürze

Dieses trifft nicht auf die Fußballeuropameisterschaft zu. Das Turnier hat ja gerade erst begonnen. Seit dem 14.6.2024 kämpfen 24 Nationen um den Titel. Anders ist es bei der Entwicklung der internationalen Kapitalmärkte - da ist die erste Hälfte des Jahres schon fast gelaufen.

Im Verhältnis zur Wirtschaftsentwicklung haben sich die Kapitalmärkte gut entwickelt. Alle relevanten Indices konnten seit Jahresbeginn zulegen. Der S&P 500 verbuchte Zuwächse von ca. 13 Prozent - beim Euro Stoxx 50 ging es um ca. 6 Prozent nach oben und der DAX steigerte sich um ca. 7 Prozent. Beim MSCI war ein Plus von ca. 12 Prozent zu verzeichnen.

Die Börsen haben mal wieder die erhoffte Wirtschaftsentwicklung vorweggenommen. Hier konnte eigentlich nur China mit seiner Wertschöpfungsentwicklung von ca. 5,3 Prozent zufrieden sein. Die USA schafften es auf knapp 3 Prozent und die europäischen Staaten verharrten beim Zuwachs auf dem niedrigen Niveau von 0,4 Prozent. Die deutschen Leistungszahlen enttäuschten sehr - eine leichte Rezession war das Ergebnis.

Nun ruhen die Erwartungen in Bezug auf das zweite Halbjahr. Insbesondere für Deutschland erwarten die Wirtschaftsinstitute einen leichten Zuwachs von 0,2 bis 0,3 Prozent. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsregionen wäre auch das unbefriedigend. Große Unternehmen tätigen ihre Investitionen im Ausland. Auf diese Weise gingen der deutschen Wirtschaft über Euro 120 Milliarden Investitionen im ersten Halbjahr verloren. Die Rahmenbedingungen passen einfach nicht mehr. Viel zu hohe Energiepreise, viel zu viel Bürokratie, eine veraltete Infrastruktur und politische Reglementierungen, die kein Unternehmer haben möchte, führten zu der Misere.

Ich denke dabei beispielsweise an die Autoindustrie, die mit sehr viel Unsicherheit zu kämpfen hat. Erst wird das Aus für die Verbrenner verhängt, dann kommt dieser Beschluss wieder auf den Prüfstand, weil die Stromer nicht oder noch nicht in dem erhofften Maße von den Konsumenten gekauft werden. China hat viele Fahrzeuge auf Halde produziert, die nun in Europa verkauft werden sollen. Die EU könnte jetzt mit Strafzöllen reagieren - Freude löst dieses bei der Autolobby aber deshalb nicht aus, weil ja auch China darauf reagieren würde. Es bleibt spannend.

Erfreulich kann man festhalten, dass die Inflation in Europa rückläufig ist - für die USA gilt das aber noch nicht. Hier könnte sich ein Zinsunterschied zwischen dem US-Dollar und dem Euro entwickeln.

Die zweite Halbzeit beginnt in Kürze. Wenn der Wirtschaftsaufschwung nicht gestört wird, dann werden die Aktienkurse einen guten Verlauf nehmen. Krieg, Inflation, enttäuschende Unternehmenszahlen und Protektionsmus wären aber Gift für das zweite Halbjahr. Ich bleibe bei Aktien positiv - dennoch wird es immer wieder Wertschwankungen geben.

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