Zinsen, Inflation & Rezession

Marktkommentar 09/2022

von Frank-Rüdiger Griep

Der Herbst kommt mit großen Schritten auf uns zu. Die Stimmung der Menschen verdunkelt sich genauso, wie die Tage langsam dunkler werden. Spannung liegt in der Luft und wenn ich mich so umhöre, dann überwiegen Angst und Befürchtungen vor dem, was da wohl kommen wird. Die Energiekosten sind gewaltig gestiegen und haben die Inflationsraten weltweit nach oben getrieben. In den USA und Europa liegt die Inflation bei rd. 10% und ist damit viel zu hoch. Die amerikanische Zentralbank hat schon erste Zinsschritte unternommen - die EZB hat damit, leider verspätet, nun auch damit begonnen. In der vergangenen Woche wurde der Leitzins um 75 Basispunkte auf 1,25% erhöht. Dieses löste Zuspruch und Verständnis an den Märkten aus.

EZB Präsidentin Lagarde kündigte aber auch weitere Zinserhöhungen an, um die Inflation wieder einzufangen. Ich halte dieses für richtig, dennoch sind die Nebenwirkungen eben auch da - die Wirtschaftsleistung wird dadurch natürlich belastet. Während die Analysten in den USA eine Rezession durch die Zinserhöhungen der FED befürchten, stellt sich für die europäische Wirtschaft nur noch die Frage - wie stark fällt der Wirtschaftsabschwung aus! Wir haben Stagflation und das ist eine ernste und schwierige Situation, weil dieses nicht nur allein mit Zinsanhebungen durch die EZB bekämpft werden kann.

Die EU überlegt gerade, mit welchen Schachzügen dieser hohen Inflation begegnet werden kann. Steuersenkungen wären ein geeignetes Mittel, schon allein deshalb, um größere Lohnabschlüsse zu verhindern. Dieses würde ja sonst eine Preis-Lohn-Spirale auslösen. Eine Energiepreisgrenze für Gas aus Russland verordnet durch die EU, dürfte schwierig sein, weil sich nicht alle Länder daran beteiligen. Ökonomisch ist es ohnehin falsch, weil Preisgrenzen die Liefermengen einschränken werden.

Die Kapitalmärkte reagieren nervös auf diese Situation - die Schwankungsbreite ist hoch. Der Euro hält gerade noch die Parität zum Dollar und dürfte aber auf absehbare Zeit weiter schwächer reagieren. An den Anleihemärkten ziehen die Zinsen an. Die südeuropäischen Länder müssen schon wieder bis zu 4 Prozent Zinsen für ihre Kredite aufbringen. Die EZB ist im letzten Monat Italien zur Hilfe gekommen und hat für 15 Milliarden Anleihen gekauft und im selben Augenblick deutsche Anleihen für 15 Milliarden aus ihren Beständen verkauft - damit hat sie ihre Bilanzsumme nicht erhöht.

Durch die schwachen Kapitalmarktkurse und die nach wie vor soliden Unternehmensergebnisse, sind die Aktien günstig bewertet. Für den DAX wird aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 errechnet. Ein Anleger zahlt also nur den zehnfachen Gewinn für die Aktie - das ist niedrig, normalerweise liegt dieser Wert beim zwanzigfachen Gewinn. Gold ist nicht gefragt, Anleihen sind es auch nicht, weil der negative Realzins bei ca. 9% liegt.

Aktien bieten aufgrund ihrer niedrigen Bewertung einen guten Einstieg, wenngleich ich auch meine, dass wir bald schwächere Unternehmensergebnisse sehen werden und das könnte dann die Indizes noch einmal belasten. Ich bleibe vorsichtig optimistisch.

Für interessierte Anleger bieten wir Ihnen den Dialog mit uns an. Als individuelle Vermögensverwaltung ist es uns wichtig, mit Ihnen zu sprechen und über nachhaltiges Geld anlegen zu diskutieren.

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