Was ist jetzt los?

Marktkommentar 09/2023

von Frank-Rüdiger Griep

Was ist mit der deutschen Wirtschaft los?

Eigentlich glaubten die Wirtschaftsweisen und Politiker noch am Anfang des Jahres an eine solide Erholung der deutschen Wirtschaft. Wir hatten die Corona Pandemie hinter uns gelassen, der Energieschock trat nicht ein und der Krieg in der Ukraine verschaffte der deutschen Rüstungsindustrie gute Aufträge. Es gelang sogar, die Gasspeicher hier zulande so zu befüllen, dass die befürchtete Unterversorgung mit Gas und Öl für die Heizperiode des letzten Winters ausgeblieben ist. Eigentlich waren es ja gute Voraussetzungen, um wieder optimistisch zu sein. In den USA und auch in vielen anderen Staaten der EU wurde uns vor Augen geführt, dass das globale Umfeld so schlecht gar nicht ist - diese Länder beweisen uns ihren Wertschöpfungszuwachs.

Die deutsche Wirtschaft schrumpft - vermutlich um mehr als 0,5 Prozent in diesem Jahr. Eine Zahl, die noch nicht so hoch erscheint - sie spiegelt die Gegenwart wider. Ökonomen fragen aber vielmehr nach der Zukunft und die schaut eher düster aus. So gingen die Auftragseingänge der deutschen Industrie jüngst um 11,7 Prozent zurück. Große Konzerne haben bereits Investitionen im Ausland getätigt und auch viele Mittelstandsunternehmen überlegen ernsthaft eine Verlagerung ihrer Produktion in andere Staaten. In Staaten, wo sie wieder ihre gewohnten Rahmenbedingungen antreffen. Bezahlbare und wettbewerbsfähige Energiekosten, schnelle unbürokratische Entscheidungen der örtlichen Verwaltungen, Fachkräfte in ausreichender Zahl und niedrige Unternehmenssteuern. In 2023 sind über 100 Milliarden Euro im Ausland investiert worden - im eigenen Land waren es nur 10 Milliarden.

Auf der IAA in München konnten wir den Konkurrenzdruck z. B. aus China und USA gut spüren. China kann bei der Produktion eines E-Autos die gesamte Wertschöpfungskette aus einer Hand liefern - also von den Batteriematerialien bis zur kompletten Elektronik eines Fahrzeuges. Das sind gute Rahmenbedingungen für die chinesischen Autobauer und zeigt uns auch, dass wir bei der E-Mobilität sehr wohl auf chinesische Zulieferung angewiesen sind. Deshalb ist es für mich auch nicht verwunderlich, wenn der CEO (Oliver Zipse) der BMW AG jüngst verkündete, dass der Stromer nicht die einzige Antriebstechnik der Zukunft sein wird.

Die hohe Inflation in der EU lässt momentan wenig Optimismus aufkommen. Diese wird ja von der EZB mit weiteren Zinserhöhungen bekämpft und belastet damit das Wachstum. Deshalb muss die Politik jetzt alle Anstrengungen in Gang setzten, um weitere Wirtschaftseinbußen zu verhindern.

Für die Börsenentwicklung bleibe ich weiterhin positiv - die DAX-Unternehmen sind global aufgestellt - sie werden überwiegend ihre Gewinne auch in 2023 einfahren. Die amerikanischen Märkte sollten einen guten Verlauf haben. In den USA wächst die Wirtschaft und die Inflation ist rückläufig. Chinas Wirtschaft wächst verhalten - sollte diese aber wieder erstarken, dann kann die deutsche Industrie nur dann daran teilhaben, wenn sie wieder ihre Wettbewerbsfähigkeit hat.

Wenn Sie Fragen haben, steht unsere Team gerne zur Verfügung. Gerne stellen wir Ihnen die Möglichkeiten vor, Ihr Portfolio weiterzuentwickeln und damit eine auch langfristig stabile Wertentwicklung zu erzielen.

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