Bankenkrise 2023?
Marktkommentar 03/2023
von Frank-Rüdiger Griep
Ist es gut gelaufen?
Die Frage stellt sich, wenn das erste Quartal vorbei ist. Nach einem schlechten Jahr 2022 haben sich die Indices weltweit erholt. Die amerikanischen Indices konnten allerdings nur eine moderate Entwicklung hinlegen, während der MSCI-World, der Euro Stoxx 50 und der Dax beträchtliche Zuwächse verzeichnen konnten. So erholten sich die Kurse der Dax- Unternehmen im Durchschnitt um mehr als 10 Prozent. Eine eigentlich erfreuliche Entwicklung. Es fühlt sich aber leider nicht so gut an.
Die Rahmenbedingungen konnten sich noch nicht entscheidend gegenüber dem letzten Jahr verbessern. Die Inflationsrate ist im Euroraum und auch in Deutschland viel zu hoch. Trotz Preisbremsen für Strom und Gas lag sie im Januar und Februar bei über 8% in Deutschland. Aktuell gibt es einen Preiskampf zwischen Verdi und dem öffentlichen Dienst. Ein Tarifabschluss konnte noch nicht erzielt werden. Zwischen der Forderung von 10,5% und den angebotenen 5% wird wohl ein Abschluss zustande kommen. Ein hoher Abschluss wird sich in der Folge auf die Inflation auswirken. Die staatlich subventionierten Preise für Strom und Gas werden auslaufen und belasten die Inflation erneut. Die geplante Erhöhung der LKW Maut wird ebenfalls inflationäre Auswirkungen haben und der noch nicht beendete Ukrainekrieg birgt weiterhin Gefahren für die Lieferketten.
Zumindest zeigte sich aber die EZB in den letzten Tagen optimistisch, dass die Inflationsrate bis zum Jahresende zurückgehen wird und schon im nächsten Jahr rechnen die Währungshüter mit einer Normalisierung auf ca. 3%. Ich wünsche diesen Prognosen eine gute Eintrittswahrscheinlichkeit.
Haben wir wieder eine Bankenkrise?
Mit der Pleite der Silicon Valley Bank in den USA ist eine große Regionalbank in Kalifornien von den Zinserhöhungen der Fed getroffen worden. Weitere Banken sind dort ebenfalls in Schieflage gekommen. Leider hat es auch die Credit Suisse in der Schweiz erwischt. Schon seit Monaten hatte die Bank eine schlechte Presse. Sie war bei Investoren wegen ihrer Spekulationen mit Hedgefonds in Ungnade gefallen.
Während die meisten Banken durch die Zinserhöhungen und der damit verbundenen Erhöhung der Zinsmarge profitieren, zeigte sich bei der Credit Suisse ein anderes Bild. Diese hatte ihren Einlagenüberschuss nämlich in Staats- und Unternehmensanleihen angelegt. Die Zinserhöhungen haben bei Anleihen zur Folge, dass die Kurse fallen und damit den Zinsunterschied ausgleichen. Viele Anleger wollten von der Credit Suisse ihre Einlagen wieder haben, um anderweitig höher verzinslich anzulegen. Dieser Run hat die Bank in die Illiquidität getrieben – sie hätte nämlich dann ihre Anleihen verkaufen müssen und das zu schlechteren Kursen und hätte damit Verluste realisiert.
Es bleibt zu hoffen, dass andere Banken nicht davon betroffen sind. Die Konjunktur läuft besser als erwartet. Allerdings sind die Ansprüche auch sehr bescheiden geworden. Wenn für Deutschland am Jahresende ein kleines Plus herauskommt, dann ist man doch schon zufrieden. Der Immobilienbereich ist belastet durch die Zinsanstiege –viele deutsche Immobilienkonzerne zahlen keine Dividende mehr – nur die Vonovia tut es noch.
Ich bleibe für die nächsten Monate verhalten optimistisch. Investments in Banken kann ich nicht empfehlen. Die Volatilität an den Börsen wird hoch bleiben. Anlagen in Dividendentiteln sind jetzt ratsam – die Unternehmen schütten in den nächsten Wochen ihre Gewinne an die Aktionäre aus.