Was kann der Anleger erwarten?
Marktkommentar 08/2022
von Frank-Rüdiger Griep
Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine änderten sich die Vorzeichen an der Börse – es ging nach unten mit den Kursen. Die Kapitalmärkte sahen sich mit neuen ungeahnten Problemen konfrontiert. Öl, Gas und Kohle verteuerten sich rasant und befeuerten damit die Inflation, nicht nur in Europa sondern weltweit. Mit Teuerungsraten von über 8% in Europa und rund 10% in den USA hatte am Jahresanfang keiner gerechnet. Die Zentralbanken waren zum Handeln gezwungen – sie erhöhten die Zinsen und werden auch noch weitere Zinsschritte in den nächsten Monaten vornehmen. Eine zu hohe Geldmenge trifft auf ein kleineres Waren- und Dienstleistungsangebot. Die Konjunktur läuft in diesem Jahr einfach nicht – kaum Wachstum und hohe Inflationszahlen – das mag doch keiner.
Insbesondere leiden die europäischen Volkswirtschaften an der Energieverknappung. Auch Deutschland hat ein handfestes Problem, seinen Energiebedarf zu decken. Es hat sich gezeigt, dass Deutschland einseitig sehr abhängig ist von den Energielieferungen aus Russland und genau dieses Land soll nun mit harten Sanktionen dafür bestraft werden, weil es völkerwidrig die Ukraine angegriffen und annektiert hat. Russland liefert zwar weiterhin Gas nach Europa – es liefert aber nicht vertragskonform und löst damit Ängste und Befürchtungen aus.
Krieg, Konjunktur, Inflation, Lieferkettenengpässe und Energieverknappung bleiben die Themen für die nächsten Monate. Das ist eine schwere Kost für die Entwicklung an den Kapitalmärkten und so beruht die Hoffnung eher auf die Ergebnisentwicklungen der Unternehmen.
Diese haben ihre Quartalszahlen präsentiert. Dabei gab es auch Überraschungen. Es war nicht verwunderlich, dass Branchen wie z.B. die Rüstungsindustrie und auch die Mineralölunternehmen sehr gute Ergebnisse melden konnten. Die Gewinne verdoppelten bei vielen Unternehmen und deshalb wurde der Ruf nach einer Sondersteuer laut. Erfreulicherweise gab aber auch in anderen Branchen erfolgreiche Unternehmen. BMW konnte sein operatives Ergebnis steigern – zwar verkaufte der Konzern weniger Autos als im Vorjahreszeitraum, konnte aber durch Preissteigerungen und den Verkauf von seinen umsatzstarken Fahrzeugen dieses Defizit kompensieren. Die Gewinnerwartungen haben sich in Europa um ca. 16% reduziert, in den USA ging es nur um 1% nach unten.
Das lässt für die nächsten Quartale hoffen, dass die Konzerne mit den aktuellen Problemen z.Zt. ganz gut fertig werden. Wenn sich die Themen nicht weiter verschärfen und auch eine Taiwankrise nicht mehr dazukommt, dann sehe ich eine Bodenbildung der Kurse.
Das sollte der ambitionierte Anleger für den Kauf von Aktien nutzen. Auch hier gilt, der Gewinn liegt im Einkauf und der Preis dafür ist eine hoch bleibende Volatilität. Dieses Thema ist sehr umfangreich – ich biete den Interessenten gern ein Gespräch an, um die Materie noch weiter im Dialog zu vertiefen.