Sind es die Zinsschritte?
Marktkommentar 06/2023
von Frank-Rüdiger Griep
Zinserhöhungen & Inflation
Die amerikanische Notenbank kämpft seit eineinhalb Jahren mit Zinserhöhungen gegen die Inflation in den USA. Der Notenbankzins wurde bis auf 5% erhöht. In der letzten Woche wurden die Zinsen nicht mehr erhöht. Zwei Gründe haben dazu geführt. Erstens ging die Inflationsrate sukzessive wieder nach unten und liegt nun bei ca. 4% und zweitens hat die FED auch die Konjunkturentwicklung im Blickfeld.
Natürlich sind rd. 4% Inflation immer noch zu hoch - auch im Hinblick auf die Kerninflation, die hartnäckig einfach nur wenig fallen will. Die Konjunkturentwicklung bereitet den Notenbankern aber auch Sorgen. So musste die FED zur Kenntnis nehmen, dass in den letzten beiden Quartalen die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen rückläufig gewesen sind und es auch deshalb möglich sein kann, dass das Land zumindest in eine leichte Rezession gehen könnte. Zwar rechnet man noch mit einem leichten Wachstum in 2023 - in 2024 schaut das aber mit einer Prognose von nur noch 1,1% doch sehr unbefriedigend aus.
Die EZB kämpft erst seit einem Jahr gegen die Inflation. Der Zins stieg hier seit Juli 2022 auf 4% und die EZB wird wohl noch weitere Zinsschritte brauchen, um von den hohen Inflationsraten wieder herunterzukommen. Am Beispiel Deutschland ist erkennbar, dass sich die Inflationszahlen von über 8% auf nunmehr 6,2% verbessert haben. Die Kosten für die fossilen Energien sind zurückgegangen - auch hier bleibt die Kerninflation noch viel zu hoch. Das Wachstum in der Eurozone bleibt in diesem Jahr schwach und die Prognosen für 2024 bleiben auch bescheiden.
Dafür wird wieder in Asien kräftig gewachsen. In diesem Jahr soll der Kontinent um 5,3% in der Wertschöpfung zulegen und im nächsten Jahr soll es ähnlich sein. Indien wächst am stärksten mit 6% in diesem und im nächsten Jahr. Die Volksrepublik China hat sich viel Wachstum vorgenommen und möchte bis 2028 über Euro 25 Billionen WertschöpfungLeistung erreichen. Das führt dann sicherlich auch dazu, dass China die USA als weltstärkste Volkswirtschaft ablösen wird und Deutschland dürfte seinen 4 Platz in der Weltrangliste an Indien verlieren. Diese bevölkerungsreichen Länder repräsentieren immerhin mehr als 40% der gesamten Weltbevölkerung.
Was bedeutet dieses für die Aktienmärkte?
Mit der Entwicklung der europäischen Indices kann man bislang ja zufrieden sein. Der DAX hat sein All-time-high zwischenzeitlich wieder erreicht. Die amerikanischen Indices haben sehr unterschiedlich zulegt. Die Zinserhöhungen haben zwangsläufig die Konjunktur abgebremst. Dieser Effekt durfte erwartet werden, er wird sich aber auch noch bei den Unternehmensergebnissen in den nächsten Monaten zeigen. Anleger, die offensiv ausgerichtet sind, müssen nach Asien schauen.
Aber auch Aktienanlagen in Europa und selektiv USA haben noch weiteres Potential nach oben. Eine weitere Anlageklasse kann auch wieder Gold sein. Dieser Sachwert gleicht die Inflation aus, weil er gegenüber dem Papiergeld aufwertet. Solange wir einen negativen Realzins (der Zins gleicht die Inflationsrate nicht aus)haben, ist die Anlage in Gold richtig. Die Zinsschritte der EZB dürften keine großen Schwankungen mehr verursachen, eher rechne ich mit schwächerer Konjunktur und schlechteren Unternehmensergebnissen.
Wenn Sie Fragen haben, steht unsere Team gerne zur Verfügung. Gerne stellen wir Ihnen die Möglichkeiten vor, Ihr Portfolio weiterzuentwickeln und damit eine auch langfristig stabile Wertentwicklung zu erzielen.